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Tagebau GESCHICHTE

Tagebau GESCHICHTE

Tagebau GESCHICHTE

Geschichte ist ein Bodenschatz, der im Tagebau gefördert wird, auch wenn das Gefundene schwärzer ist als die tiefstgelegene Steinkohle. Das Stalag VIIIa, ehemaliges Kriegsgefangenenlager des Zweiten Weltkrieges in Zgorzelec (früher Görlitz), ist ein solcher historischer Fundort, an dem seit Juli 2007 Jugendliche aus dem Gimnazjum1/Zgorzelec, dem Joliot-Curie-Gymnasium und dem BBZ Technik Görlitz in einer GESCHICHTSWERKSTATT arbeiten.

Mit diesem Vorhaben schaffen die Nachwuchsforscher die Basis aus Erinnerung und Gedenken an die Leiden und das Sterben zehntausender Kriegsgefangener in der Zeit zwischen 1939 und 1945 für das, was aus diesem schrecklichen Geschehen zukunftsgerichtet entstehen soll:

ein multimediales Begegnungszentrum für Jugendliche und Künstler: der MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN. Denn – das gehört zum HELLEN im DUNKLEN der Geschichte – der französische Komponist Olivier Messiaen (1908 – 1992) hat im Winter 1940/41 sein QUARTETT AUF DAS ENDE DER ZEIT im Stalag VIIIa vollendet und mit drei Mitgefangenen am 15. Januar 1941 vor 500 anderen Mithäftlingen und den faschistischen Bewachern uraufgeführt.

Die GESCHICHTSWERKSTATT wird alles Erforschte dokumentieren und als Material für Besucher und Studierende verfügbar machen. Das erste Arbeitsjahr der Junghistoriker mündete in den MESSIAEN-MUSIKSOMMER vom 14. – 29. Juni 2008.

Mitarbeit und/oder Kooperation im TAGEBAU GESCHICHTSWERKSTATT ist jederzeit möglich. Anfragen/Anmeldungen bitte an meeting@themusicpoint.net, Betreff: GESCHICHTSWERKSTATT.

Tagebau GESCHICHTE

Eine Ministerin auf sensiblem Terrain
Varinia Bernau

Jugendliche aus Görlitz und Zgorzelec stellten ihre künftige Begegnungsstätte im einstigen Stalag VIIIa der Schirmherrin vor.

Diese eine Bemerkung konnte sich Radosław Baranowski einfach nicht verkneifen: Nach seinen ganz persönlichen Gründen, bei diesem Projekt mitzumischen, war der Zgorzelecer Gymnasiast gefragt worden. Der Junge hatte von seiner Begeisterung für Musik gesprochen. Und davon, dass es Spaß mache, gemeinsam mit jungen Leuten aus Deutschland etwas auf die Beine zu stellen.

„Und was ist mit dem Historischen?“, hatte Baranowski, der stellvertretende Bürgermeister von Zgorzelec gedrängelt. Naja, gut, das Historische sei auch ganz interessant, hatte der Jugendliche daraufhin nachgelegt. Und da musste Eva-Maria Stange sofort schmunzeln, obwohl sie des Polnischen gar nicht mächtig ist.

Publikum aus drei Ländern

Wczoraj przybyła do Zgorzelca Minister Nauki Saksonii, która jak Nadburmistrz Goerlitz Joachim Paulik, kilku Radnych Miasta Goerlitz i Zgorzelca, Starosta Bernd Lange oraz przedstawiciele Szkoły Muzycznej z Liberca, aby na miejscu zapoznać się z MEETINGPOINT MUSIC MESSIAEN Centrum Spotkań, które miałoby powstać na terenie dawnego obozu jenieckiego, w którym francuski kompozytor Olivier Messaen zimą 1940/41 napisał „Kwartet na koniec czasu“.

„Jest to wspaniała idea, zainteresować młodzież muzyką i zbliżyć do siebie w tak trudnym rozdziałe naszej historii – powiedziała Pani Minister Stange“. Przekazywać historię za pomocą wskaźnika, a nie palca wskazującego, wzbudzić w modzieży zachwyt, a nie pouczać. „W rezultacie nie chodzi o to, aby to przedsięwzięcie zmaterializować, lecz o to aby główną ideę przekazywać dalej. Dlatego potrzebna jest młodzież, a my możemy w tym tylko dopomóc“ podkreśliła patronka tego projektu.

Przezwyciężone obawy

Die sächsische Wissenschaftsministerin ist gestern nach Zgorzelec gekommen, um sich ebenso wie Oberbürgermeister Joachim Paulick und einige Görlitzer und Zgorzelecer Stadtväter, wie Landrat Bernd Lange und Vertreter der Musikschule in Liberec vor Ort zeigen zu lassen, wie er aussehen könnte: Der Meeting Point Music Messiaen, die Begegnungsstätte, die auf dem Boden jenes Strafgefangenenlagers entstehen soll, in dem der französische Komponist Olivier Messiaen im Kriegswinter 1940/41 sein „Quatuor pour la fin du temps“ geschrieben hat.

„Es ist eine hervorragende Idee, Jugendliche über die Musik an dieses schwierige Kapitel unserer Geschichte heranzuführen“, sagte Ministerin Stange. Historisches eben mit dem Zeigestock statt mit dem Zeigefinger zu vermitteln, junge Menschen zu begeistern statt zu belehren. „Schließlich geht es nicht nur darum, dieses Vorhaben materiell umzusetzen, sondern vor allem darum,
die Kernidee weiterzutragen.“ Deshalb brauche man die Jugendlichen. „Wir können das nur anstoßen“, betonte Stange, die die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen hat.

Überwundene Ängste

Die ehrliche Antwort von jenem Zgorzelecer Schüler war für die Ministerin ein erstes Anzeichen, dass die Idee aufgehen könnte. Ebenso wie die Erklärungen vom Zgorzelecer Historiker Roman Zgłobicki, der später bei der Kranzniederlegung auf dem Gelände des ehemaligen Strafgefangenenlagers VIIIa daran erinnerte, dass man die 120000 Gefangenen einst hier hergetrieben habe wie Vieh auf eine Weide.

Lange Zeit habe er Angst vor den Deutschen gehabt, erzählte Zgłobicki der Ministerin. Erst die Begegnung mit den deutschen Jugendlichen, die mehr von ihm und von der Vergangenheit wissen wollten, habe ihm diese Angst genommen.

Diese persönlichen Erinnerungen, der Empfang, den man der deutschen Ministerin im polnischen Rathaus machte – das Symbolische habe sie beeindruckt, sagte Eva-Maria Stange später. „Diese Begegnungsstätte kann schließlich nur dann umgesetzt werden, wenn auch die polnische Seite dies wirklich will.“ Dies habe sie von Anfang an zur Bedingung für die Unterstützung aus ihrem Ministerium gemacht. Das ehemalige deutsche Gefangenenlager auf heute polnischem Gebiet – ein sensibler Ort. Und ein sensibles Geschichtsfeld, an das sich die Jugendlichen da herantasten.

Sächsische Zeitung – Görlitzer Nachrichten am Freitag, 26. Oktober 2007