Younion 2024 – Rückblick

Eine Jugendbegegnung für junge Menschen aus Deutschland, Polen, Italien und der Ukraine. Unter dem Motto „Diversity in Remembrance“ fand die Ausgabe 2024 zwischen dem 20. Juli und dem 3. August in Görlitz und Zgorzelec statt.

YOUNION (früher WORCATION) ist ein internationaler Jugendaustausch für junge Menschen aus Europa, bei dem sie zwei Wochen lang zusammen leben und arbeiten. Die Gruppe nimmt tagsüber an verschiedenen Workshops teil. Die Workshops beschäftigen sich mit den Themen Zweiter Weltkrieg und Kriegsgefangenenwesen in Görlitz und Umgebung und insbesondere mit Kriegsgefangenen des Lagers Stalag VIII A Görlitz. Heute ist Stalag VIII A ein Ort der Erinnerung und der Bildung für Menschen aus der ganzen Welt. Es befindet sich in der Europäischen Partnerstadt Görlitz-Zgorzelec (an der deutsch-polnischen Grenze).

Die Teilnehmer des Projekts haben in den letzten zwei Wochen in drei Workshops gearbeitet:
Ein Archäologie-Workshop, in dem die jungen Teilnehmer die Geschichte des Ortes anhand von Artefakten kennenlernen konnten, die einst Kriegsgefangenen aus dem Stalag VIII A gehörten. Das Freilegen der Artefakte war eine taktile Art, die Geschichten der hier inhaftierten Soldaten nachzuerleben und sich eine Vorstellung von den Schicksalen zu machen, die sie ereilten. In einem Audio-Workshop erforschten die Teilnehmer die Geschichte des Ortes durch das Medium Musik und Klang.

Musik ist untrennbar mit dem Stalag VIII A verbunden. Inspiriert von Olivier Messiaens Quartett über das Ende der Zeit übersetzten die Teilnehmer ihre eigenen Gefühle und Eindrücke des Lagers – der heutigen Gedenkstätte Stalag VIII A – in Musik. In einem Kunstworkshop, der von zwei Workshopleitern geleitet wurde, setzten die Teilnehmer filmische Kunsttechniken ein, um der Opfer des Stalag VIII A zu gedenken. Im zweiten Teil der Kunstworkshops wurde eine Ausstellung erstellt, die auf die verschiedenen Nationalitäten und die Herkunft der Kriegsgefangenen Bezug nimmt. Das Hauptthema der YOUNION Jugendbegegnung ist „Diversity in Remembrance“. Was bedeutet das?

Das Thema der Vielfalt findet sich in vielen Facetten der Begegnung wieder. Beginnen wir mit dem historischen Aspekt. Wie Sie bei der Präsentation der Ergebnisse der einzelnen Workshops sehen werden, waren im Kriegsgefangenenlager Stalag VIII A viele Nationalitäten vertreten. Gefangen genommen und zur Zwangsarbeit ins Ausland gebracht, wurden unter anderem Polen, Italiener, Ukrainer, Belgier, Franzosen, Briten, Neuseeländer und Kanadier auf engstem Raum zusammengepfercht, um sie für den Zweck auszubeuten, die auf den Krieg ausgerichtete deutsche Wirtschaft am Laufen zu halten. Viele Menschen aus verschiedenen Kulturen fanden sich in der Lagerrealität des Stalag VIII A wieder. Trotz der Sprachbarriere war das Ziel ein gemeinsames: zu überleben.

Nach einer langen Zeit des Vergessens – des Vergessens der Schicksale, des Leids und der Entbehrungen – befinden wir uns nun an einem Ort des Gedenkens. Ein Ort des Gedenkens an die Opfer des schrecklichen Krieges, der unzählige Menschen alles gekostet hat. Heute versammeln sich hier Besucher, um den Schicksalen derer zu gedenken, die hier ausgebeutet wurden und starben. Mit diesem Ziel vor Augen haben wir YOUNION ins Leben gerufen.

Bei YOUNION sind wir verscheiden, aber gleich – in diesem Jahr sind Italiener, Polen, Deutsche und Ukrainer mit unterschiedlichen Charakteren und Hintergründen durch ein gemeinsames Ziel vereint: Erinnern.

Aber das Erinnern wird immer schwieriger. Von Generation zu Generation entfernen wir uns immer weiter von den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs und dem schrecklichen Leid so vieler verschiedener Gruppen von Menschen. Umso wichtiger ist es, neue Formen des Erinnerns zu schaffen und dem Vergessen entgegenzuwirken. Künstlerische und kreative Formen der Kommunikation können eine Brücke schlagen und junge Menschen bewegen, denn Erinnerung hat viele Facetten. Indem wir schwer fassbare Themen rund um den Zweiten Weltkrieg und die deutschen Verbrechen gegen die Menschlichkeit durch außerschulische Bildungsansätze und kreative Formate aufgreifen, haben wir die Möglichkeit, unser Wissen weiterzugeben und zu mahnen. Angesichts des schrecklichen Krieges, den der russische Aggressor in der Ukraine führt, wird besonders deutlich, wie wichtig es ist, vor den Lokalmächten, die Kulturen, Sprachen und Menschenleben zerstören, um ihre perfiden Ziele zu erreichen, zu warnen und an Vernunft, Frieden, Freiheit und Unabhängigkeit zu appellieren.

Leider sind Freiheit, Frieden und Unabhängigkeit keine Selbstverständlichkeit. Aber wir als Europäer und wir als Teil von Younion sind durch ein gemeinsames Motto geeint: Gemeinsam sind wir stark. Wir sind alle verschieden, und wir sind vereint. Das ist Younion.